Aufmerksam beobachtet Martina Schaten das Frühgeborene. Vorsichtig streichelt sie das kleine Ärmchen und spricht beruhigend auf den kleinen Jungen ein. Martina Schaten ist gelernte Kinderkrankenschwester und arbeitet seit 35 Jahren auf der Neugeborenen-Intensivstation der Christophorus Kliniken in Coesfeld.
„Für mich stand immer fest: Ich will Kinderkrankenschwester werden!“ stellt die 58-Jährige klar. Obwohl der Vater schon eine Ausbildungsstelle als Verkäuferin organisiert hatte – Anfang der 80-er Jahre nicht einfach -, setzte sich die gebürtige Heekerin durch. Auf 120 handgeschriebene Bewerbungen in ganz Deutschland erhielt sie – heute unvorstellbar – erst nach einem Jahr einen Platz in einem Krefelder Krankenhaus. Nach der Ausbildung dort wollte sie gern wieder näher Richtung Heimat ziehen und fand eine Stelle auf der Frühchenstation in Coesfeld. Und hier ist sie noch heute tätig – genauso begeistert wie vor mehr als drei Jahrzehnten. Damals arbeiteten 24 Pflegekräfte auf der Neugeborenen-Station – heute sind es 74. Damals wurden ganz selten einmal Frühgeborene aus der 32. Schwangerschaftswoche versorgt, heute können dank des medizin-technischen Fortschritts sogar Babys aus der 23. Woche überleben. „Unsere Arbeit ist dadurch anspruchsvoller geworden – man muss die Kleinen sehr genau beobachten, um herauszufinden, was sie gerade benötigen“, so Martina Schalten. Auch die modernen Geräte müssen richtig bedient und vertraut sein, daher hat auch der technische Aspekt zugenommen. „Insgesamt ist es herausfordernder geworden. Und man muss – wie in so vielen sozialen Berufen – lernen, Abstand zu gewinnen von manchem Schicksal. Mir hat immer geholfen, darüber zu reden.“
Und dennoch – die vielen positiven Aspekte überwiegen immer:
„Wir haben ein tolles Team, ein tolles Miteinander. Wir arbeiten sehr vernetzt mit Ärzt:innen, Hebammen und Physiotherapeut:innen. Miteinander für andere – das macht viel Spaß. Und wir kümmern uns ja nicht nur ums Kind – wir vermitteln von Kind zu Eltern und sind auch für die Eltern da. Wir können viel geben, indem wir Mut machen, unterstützen, helfen und trösten.“ Von ihnen bekommen die Pflegekräfte viel Anerkennung und Dankbarkeit zurück.
Ihr Fazit nach 35 Jahren Kinderkrankenpflege: „Ich kann mir nichts Anderes vorstellen. Ich würde immer wieder diesen Beruf ergreifen!“
Infokasten
Die Coesfelder Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist gemeinsam mit der Geburtshilfe der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe als Perinatalzentrum Level 1 zertifiziert. Hier fanden im letzten Jahr mehr als 2.500 Geburten statt – so viel wie in keinem anderen Krankenhaus im gesamten Münsterland – und über 280 Frühgeborene wurden medizinisch versorgt. Passend zum Welt-Frühgeborenentag am 17. November wird die Neonatologie-Station von außen angestrahlt.