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Woche der Wiederbelebung: Chefarzt gibt Infos und Tipps

Immer im September findet normalerweise die „Woche der Wiederbelebung“ statt. Wie auch in den vergangenen 8 Jahren ist das Anästhesieteam der Christophorus Kliniken in dieser Zeit besonders bemüht, die Bürgerinnen und Bürger auf das Thema Wiederbelebung hinzuweisen. Leider müssen wie schon 2020 wieder alle Infoveranstaltungen und aktiven Übungen corona-bedingt ausfallen. Dennoch können sich alle Interessierten auch in diesem Jahr zur Wiederbelebung informieren: Im folgenden Interview mit Dr. Mühlmeyer, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin der Christophorus Kliniken.

Dr. Mühlmeyer, viele Menschen hoffen, dass sie nie in eine Notfall-Situation kommen, in der ihre Hilfe gefragt ist…

Dr. Mühlmeyer: Das stimmt leider. Dabei findet ein Großteil der Herzstillstände im persönlichen Umfeld statt – das heißt zu Hause, beim Sport oder auf der Arbeit – und wird direkt von Angehörigen oder nahestehenden Personen bemerkt.

Wie reagieren die meisten?

Dr. Mühlmeyer: Hierzulande trauen sich viele nicht, aktiv zu werden. Sie warten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes, der erst dann z. B. mit der Wiederbelebung beginnt.

Aber ist das so verkehrt? Ist es nicht besser, wenn die Profis den Patienten versorgen?

Dr. Mühlmeyer: Auch, wenn wir in Deutschland eine sehr gute rettungsdienstliche Versorgung haben, vergehen oft sehr wertvolle Minuten. In jeder Minute, in der das Gehirn nicht mit Sauerstoff versorgt wird, sterben Gehirnzellen ab! Vom Beginn des Herzkreislauf-Stillstandes bis zur erst verspätet einsetzenden Reanimation ist dann zu viel Zeit vergangen und die Gehirnzellen sind unwiederbringlich zerstört. Das führt dazu, dass die Hirnfunktion entweder dauerhaft geschädigt ist oder der Patient sogar verstirbt. Also: Sofort mit der Wiederbelebung zu beginnen rettet Leben!

Was kann ich tun, wenn jemand in meinem Umfeld einen Herzstillstand erleidet?

Dr. Mühlmeyer: Handeln Sie nach dem Grundsatz „PRÜFEN – RUFEN – DRÜCKEN“: Wenn eine Person nicht mehr auf Ansprache reagiert und nicht mehr normal atmet, dann rufen Sie über 112 den Rettungsdienst und beginnen bitte sofort mit der Herzdruckmassage! Das Brustbein wird dabei 100 – 120 Mal pro Minute etwa 5 bis 6 Zentimeter tief heruntergedrückt – solange, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Warum haben so viele Bürger Scheu, aktiv zu helfen?

Dr. Mühlmeyer: Die meisten Menschen haben Angst, etwas falsch zu machen. Sie haben Angst, der Person mehr Schaden zuzufügen als ihr zu helfen. Doch das Gegenteil ist der Fall! Hier gilt einfach: Nichts zu tun ist der größte Fehler!

Sollte man sich auf so eine Situation vorbereiten?

Dr. Mühlmeyer: Ein klares JA! Ein Reanimations-Training ist absolut hilfreich. Die meisten von uns haben zuletzt vor der Führerscheinprüfung diese Schritte praktisch geübt. Das ist bei den meisten viel zu lange her. Daher kann ich das nur als Apell formulieren: Frischen Sie Ihr Wissen auf und nehmen Sie sich die Zeit, an einem Wiederbelebungskurs teilzunehmen. Hier können Sie an Übungspuppen die Technik der Herzdruckmassage so realistisch wie möglich trainieren.

Kann man sich das nicht auch in einem Video anschauen?

Dr. Mühlmeyer: Es ist auf jeden Fall hilfreich, sich die Schritte der Wiederbelebung anzuschauen. Viele Menschen, die die Herzdruckmassage an den Puppen üben, sind jedoch immer überrascht, wie tief man das Brustbein herunterdrücken muss. Das ist für den Laien sehr ungewohnt. Daher halte ich einen praktischen Kurs für viel, viel sinnvoller. Nutzen Sie die Angebote, die wir von den Christophorus Kliniken oder auch den Hilfsorganisationen hierzu machen.
Ich hoffe auch sehr, dass wir im kommenden Jahr zur nächsten „Woche der Wiederbelebung“ wieder auf dem Coesfelder Markt mit unserem Stand vertreten sein werden – hierzu kann ich Sie dann jetzt schon herzlich einladen!

Seit wann beteiligt sich Ihre Klinik an dieser Woche?

Dr. Mühlmeyer: Die Kampagne „Woche der Wiederbelebung“ wurde 2013 ins Leben gerufen und wir sind seit Anfang an dabei. Ziel ist es, allen Interessierten die Möglichkeit geben, ihre Reanimationsfertigkeiten aufzufrischen und so zu Lebensrettern zu werden.

Hat die Kampagne schon etwas bewirkt?

Dr. Mühlmeyer: Die Kampagne ist ein Teil vieler Maßnahmen, um die Quote an Ersthelferinnen und Ersthelfern in Deutschland zu steigern. Es finden z. B. auch Übungen in Schulen statt, denn selbst Schulkinder können ab einem bestimmten Alter die einfachen Schritte ausführen.
Seit 2013 ist die Quote der sogenannten Laienreanimationen von 20 Prozent auf ca. 40 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Das freut uns sehr. Dennoch ist da noch „viel Luft nach oben“ und wir hoffen, dass wir noch mehr Ersthelferinnen und Ersthelfer gewinnen können.

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