Eines von Mia Lisieckis Mottos lautet: „Was ist wichtiger: der Weg oder das Ziel? – „Die Weggefährten“ Und nach diesem Motto stellte die 16-Jährige, die mit einem offenen Rücken zur Welt kam (med. „Spina bifida“) am vergangenen Freitag ihre Weggefährten vor, die sie auf ihrem Weg bis heute unterstützen. Anlass war das 20-jährige Jubiläum des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) Westmünsterlands an den Christophorus Kliniken Coesfeld.
Nach einem kleinen Empfang im Foyer sowie einer Grußbotschaft von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, der zu einem der größten SPZ in Deutschland und einem Aushängeschild der Region gratulierte, gab es kurze Statements und Erfahrungsberichte rund um den Jubiläumstitel „Lebenswelten – Entwicklung unter besonderen Vorzeichen“. So berichteten Mia Lisiecki und ihre Mutter anschaulich, wie ihr bei den vielfältigen Folgen der Erkrankung geholfen wurde, sei es durch Operationen, um die Fußstellung zu verbessern, mit Therapien oder notwendigen Hilfsmitteln wie Orthesen. Trotz gesundheitlicher Rückschläge, Mobbing in der Schule und Unverständnis von einigen Seiten trainiert das Mädchen zielstrebig mit Hilfe ihrer Familie immer weiter. Dafür nehmen sie regelmäßig auch den Weg aus ihrer Heimat Aachen nach Coesfeld auf, „denn hier hört man zu und hilft uns!“
Und das Verstanden werden sei kein Standard, stellt Annerieke Diepholz vom Bunten Kreis Westmünsterland fest. Betroffene Familien hätten viele Baustellen – hier sei das SPZ „ein verlässlicher medizinischer Partner, der ihnen Sicherheit gibt.“ Das dortige multiprofessionelle Team – bestehend aus Ärzt:innen, Therapeut:innen und Psycholog:innen, Sozialpädagog:innen u.v.m. – „kann die Kinder ganzheitlich betrachten“, erklärt Dr. Jürgen Althaus, Chefarzt Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.
Dennis Sonne, Landtagsabgeordneter (Grüne) und nach einem Unfall querschnittsgelähmt, berichtete von seinen Schwierigkeiten der Teilhabe und welche Änderungen er als Sprecher für Inklusion und Behindertenpolitik auf den Weg bringen möchte. Mathias Mester, Welt-/Europameister und Paralympics-Silbermedaillengewinner, las aus seiner Biografie „Klein anfangen, groß rauskommen“. Zum Ende der teils sehr bewegenden, gelungenen Veranstaltung stellte Ludger Kämmerling, Ärztlicher Leiter des SPZ, in seinem Rück- und Ausblick noch einmal die Historie des SPZ Westmünsterlands vor – beeindruckend hier auch die Entwicklung der Patient:innen-Anzahl von ehemals rund 200 im Quartal (mit sieben Vollkräften) zu inzwischen mehreren tausenden im Quartal (mit ca. 60 Vollkräften).
Und Mia Lisiecki? Die junge Frau steht vor ihrem Realschulabschluss, möchte aktuell Ergotherapeutin werden und strebt den Führerschein an – in einem Standard-Auto mit „normalen“ Pedalen.
Zum SPZ Westmünsterland
Seit 2004 werden hier Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen, Verhaltensstörungen, chronischen Erkrankungen sowie drohenden bzw. bestehenden Behinderungen behandelt. Die Anfänge liegen im Jahr 1991, als am damaligen St. Vincenz-Hospital Coesfeld eine sozialpädiatrische Sprechstunde zur Nachsorge von Früh- und Risikogeborene an der Kinderabteilung gegründet wurde. Aus diese Keimzelle entstanden der Bunte Kreis Münsterland, die Kinder- und Jugendpsychosomatik sowie das SPZ Westmünsterland.


